Ein Mythos über Unternehmensdeals
Viele junge Gründer:innen träumen davon, ihr Startup eines Tages für Millionen oder sogar Milliarden zu verkaufen. Doch wie entstehen solche Mega-Deals wirklich? Die Vorstellung, dass sich zwei Unternehmer:innen einfach in einem noblen Büro die Hände schütteln und damit der Deal besiegelt ist, könnte nicht weiter von der Realität entfernt sein.
Tatsächlich ist ein Unternehmensdeal ein komplexer Prozess, der Monate oder sogar Jahre dauern kann. Es geht nicht nur um den Preis, sondern um Vertragsverhandlungen, Due Diligence, rechtliche Hürden und manchmal auch Machtkämpfe hinter den Kulissen.
Warum ist das Verständnis dieses Prozesses so wichtig? Weil hinter jedem spektakulären Deal – sei es die Übernahme von WhatsApp durch Facebook für 19 Milliarden Dollar oder die Fusion von Disney und Pixar für 7,4 Milliarden Dollar – eine faszinierende Geschichte steckt, die viel über die Funktionsweise unserer Wirtschaft verrät.
Warum kaufen Unternehmen andere Unternehmen?
Jede Übernahme beginnt mit einer Vision. Unternehmen kaufen andere Firmen nicht aus Beliebigkeit, sondern verfolgen klare wirtschaftliche Ziele. Ein Unternehmen kann sich beispielsweise dazu entscheiden, einen Konkurrenten aufzukaufen, um seine Marktanteile zu vergrößern. Eine andere Strategie besteht darin, ein innovatives Start-up zu erwerben, um sich einen technologischen Vorsprung zu verschaffen. Manchmal geht es auch darum, schneller in neue Märkte zu expandieren oder Synergien zu nutzen, indem Ressourcen und Prozesse zweier Unternehmen zusammengelegt werden.
Ein berühmtes Beispiel für eine strategische Übernahme ist der Kauf von Instagram durch Facebook im Jahr 2012. Damals zahlte Facebook eine Milliarde US-Dollar für die Foto-App, eine Summe, die damals als übertrieben galt. Doch heute zeigt sich, dass die Investition klug war: Instagram entwickelte sich zu einer der erfolgreichsten Plattformen weltweit und trägt erheblich zu den Einnahmen von Meta (ehemals Facebook) bei.
Die Suche nach dem richtigen Übernahmekandidaten
Hat ein Unternehmen die Entscheidung getroffen, dass eine Übernahme oder Fusion sinnvoll ist, beginnt die Suche nach dem passenden Partner. Zunächst wird eine Marktanalyse durchgeführt, um mögliche Übernahmekandidaten zu identifizieren. Dabei wird geprüft, ob das Unternehmen wirtschaftlich stabil ist, ob es gut ins Portfolio des Käufers passt und ob sich die Investition langfristig auszahlt.
Eine weitere wichtige Frage ist die kulturelle Passung: Stimmen die Unternehmenswerte überein? Wird es möglich sein, die Mitarbeiter:innen des übernommenen Unternehmens nahtlos in die neue Struktur zu integrieren?
Ein Beispiel für eine besonders erfolgreiche strategische Übernahme ist die Fusion von Disney und Pixar im Jahr 2006. Disney erkannte das enorme Potenzial von Pixar und zahlte 7,4 Milliarden US-Dollar für das Animationsstudio. Dank dieser Übernahme konnte Disney seine Position im Animationsmarkt stärken und zahlreiche erfolgreiche Filme wie „Findet Dorie“ oder „Coco“ produzieren.
Die Verhandlungen: Mehr als nur der Kaufpreis
Wenn ein Unternehmen einen passenden Übernahmekandidaten gefunden hat, beginnen die Verhandlungen. Dabei geht es nicht nur um den Kaufpreis, sondern auch um die Zahlungsstruktur. Wird die Summe in direkt gezahlt oder durch Unternehmensanteile beglichen?
Außerdem muss festgelegt werden, was nach dem Deal mit dem übernommenen Unternehmen geschieht: Bleibt es als eigenständige Marke bestehen oder wird es vollständig integriert? Oft sind diese Verhandlungen extrem kompliziert, da nicht nur wirtschaftliche, sondern auch rechtliche und strategische Aspekte berücksichtigt werden müssen.
Ein Beispiel für eine besonders komplexe Fusion war der Zusammenschluss der beiden Ölkonzerne Exxon und Mobil im Jahr 1999. Monatelange Verhandlungen waren notwendig, bevor die Fusion finalisiert wurde und eines der größten Energieunternehmen der Welt entstand.
Die Prüfung: Keine bösen Überraschungen bitte!
Bevor ein Deal endgültig besiegelt wird, folgt eine umfassende Prüfung des Übernahmekandidaten. In dieser sogenannten „Due Diligence“-Phase werden alle relevanten Unternehmensdaten genau analysiert. Expert:innen überprüfen die finanzielle Lage, um sicherzustellen, dass keine versteckten Schulden oder Risiken bestehen. Auch rechtliche Aspekte spielen eine wichtige Rolle: Gibt es laufende Gerichtsverfahren, die die Übernahme gefährden könnten?
Zudem wird untersucht, ob die operativen Strukturen des Unternehmens wirklich funktionieren und wie sie in den neuen Konzern integriert werden können. Diese Prüfung ist entscheidend, denn nicht selten platzen Deals in dieser Phase. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist die geplante Übernahme von T-Mobile durch AT&T im Jahr 2011. Nach eingehender Prüfung und regulatorischen Bedenken wurde der 39 Milliarden US-Dollar schwere Deal letztlich abgesagt.
Die Kartellbehörden: Wettbewerb muss gewahrt bleiben
Bei großen Unternehmensübernahmen müssen oft auch Kartellbehörden zustimmen. Wenn eine Fusion den Wettbewerb auf dem Markt einschränken könnte, müssen Unternehmen nachweisen, dass der Zusammenschluss keine unfairen Vorteile schafft.
Ein prominentes Beispiel für einen solchen Prüfprozess war die Übernahme von Time Warner durch AT&T im Jahr 2018. Da der Deal Auswirkungen auf die Medienlandschaft hatte, wurde er lange von den Kartellbehörden geprüft, bevor er schließlich genehmigt wurde.
Der Abschluss des Deals
Wenn alle Prüfungen abgeschlossen und alle Genehmigungen eingeholt wurden, wird der Deal finalisiert. Dies umfasst die Vertragsunterzeichnung, die finanzielle Transaktion und die offizielle Ankündigung an Medien, Kund:innen und Mitarbeiter:innen.
Ein berühmtes Beispiel für eine öffentlichkeitswirksame Übernahme war der Kauf von LinkedIn durch Microsoft im Jahr 2016 für 26,2 Milliarden US-Dollar. Nach der offiziellen Verkündung wurde detailliert erläutert, wie LinkedIn in die Geschäftsstrategie von Microsoft integriert werden sollte.
Die Herausforderung der Integration
Doch mit der offiziellen Übernahme ist der Prozess noch lange nicht abgeschlossen. Jetzt beginnt die eigentliche Herausforderung: die Integration. In dieser Phase müssen die beiden Unternehmen zusammengeführt werden. Dabei geht es nicht nur um technische Aspekte wie IT-Systeme oder Geschäftsprozesse, sondern vor allem um die kulturelle Integration.
Mitarbeiter:innen müssen sich an neue Strukturen gewöhnen, und oft gibt es Widerstände gegen Veränderungen. Viele Deals scheitern genau an diesem Punkt, weil die Unternehmen es nicht schaffen, eine gemeinsame Unternehmenskultur zu etablieren.
Ein Beispiel für eine schwierige Integration war die Übernahme von Chrysler durch Daimler-Benz im Jahr 1998. Trotz hoher Erwartungen erwies sich die Fusion als problematisch, da die Unternehmenskulturen nicht miteinander harmonierten. Nach mehreren Jahren voller Schwierigkeiten wurde die Fusion schließlich wieder rückgängig gemacht.
Die Zukunft der Marke
Eine besonders spannende Herausforderung bei Unternehmensübernahmen ist die Frage der Markenstrategie. Bleibt das übernommene Unternehmen als eigene Marke bestehen oder wird es in das Mutterunternehmen integriert?
Manchmal ist es klüger, eine Marke weiter eigenständig bestehen zu lassen, anstatt sie in den größeren Konzern einzugliedern. Ein Beispiel für eine clevere Strategie in diesem Bereich ist die Übernahme von PayPal durch eBay im Jahr 2005.
Zunächst wurde PayPal als interne Zahlungsplattform genutzt, doch später erkannte eBay, dass der Bezahldienst auch als eigenständiges Unternehmen erfolgreich sein konnte. Im Jahr 2015 wurde PayPal schließlich von eBay getrennt – eine Entscheidung, die sich als goldrichtig erwies, da PayPal sich als unabhängiges Unternehmen hervorragend entwickelte.
Fazit: Unternehmensdeals als Chance und Risiko
Unternehmensdeals sind hochkomplexe Prozesse, die weit über die einfache Zahlung einer Kaufsumme hinausgehen. Sie erfordern strategisches Denken, umfassende Analysen und geschickte Verhandlungsführung. Wenn eine Übernahme erfolgreich umgesetzt wird, kann sie einem Unternehmen zu enormem Wachstum verhelfen. Doch wenn die Integration scheitert, kann ein schlecht durchgeführter Deal erhebliche Schäden verursachen.
Für junge Menschen, die in der Wirtschaftswelt Fuß fassen möchten, lohnt es sich, sich mit diesem Thema zu beschäftigen. Wer versteht, wie Unternehmensdeals funktionieren, bekommt tiefe Einblicke in die Mechanismen der globalen Wirtschaft.
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