"Wir haben nun die wesentlichen Grundlagen geschaffen, um den Klimawandel von den Randbereichen in den Mittelpunkt der Finanzwelt zu rücken, sodass jede finanzielle Entscheidung den Klimawandel berücksichtigt." Diese Worte stammen von Mark Carney, dem ehemaligen Gouverneur der Bank of England. Und auch im Jahr 2025 haben sie nichts an ihrer Bedeutung verloren. Doch was bedeutet das genau? Warum spielt der Klimawandel eine so große Rolle in der Finanzwelt? Und warum ist Nachhaltigkeit nicht mehr nur ein Trend, sondern eine echte Notwendigkeit?
Warum der Finanzmarkt jetzt „grün“ wird
Wenn es um Umweltschutz geht, denken die meisten wahrscheinlich zuerst an Plastiktüten, Flugreisen oder Fleischkonsum. All das sind wichtige Themen, aber was viele nicht wissen: Auch unser Geld kann die Welt verändern. Banken, Investmentfirmen und große Unternehmen entscheiden jeden Tag, wohin Milliarden von Euro fließen. Und genau hier liegt der Schlüssel. Denn wenn dieses Geld nicht in umweltschädliche Projekte, sondern in nachhaltige Unternehmen investiert wird, kann das einen riesigen Unterschied machen.
Lange Zeit galt Nachhaltigkeit in der Wirtschaft als nette Zusatzoption, doch das hat sich geändert. Die Politik macht Druck: Strenge Klimaziele und Gesetze zwingen Unternehmen dazu, nachhaltiger zu wirtschaften. Gleichzeitig wächst der Druck von Verbraucher:innen und Investor:innen. Viele Menschen wollen ihr Geld nicht mehr in Banken oder Fonds stecken, die Kohlekraftwerke oder Rüstungsunternehmen finanzieren. Stattdessen suchen sie gezielt nach nachhaltigen Anlagemöglichkeiten. Dieser Wandel ist nicht nur eine moralische Frage – er zeigt sich auch in den Zahlen. Nachhaltige Investments wachsen schneller als traditionelle Anlageformen und bringen oft sogar bessere Renditen.
Was bedeutet nachhaltige Finanzwirtschaft?
Nachhaltige Finanzen bedeuten, dass Banken und Investor:innen nicht nur auf den kurzfristigen Gewinn schauen, sondern auch ökologische, soziale und ethische Aspekte in ihre Entscheidungen einbeziehen. Das kann auf verschiedene Weisen geschehen. Einige Banken bieten spezielle nachhaltige Investmentfonds an, in denen nur Unternehmen vertreten sind, die umweltfreundlich und sozial verantwortlich handeln. Andere geben sogenannte „grüne Anleihen“ aus. Dabei leihen sich Staaten oder Firmen Geld von Investor:innen, um damit Klimaprojekte zu finanzieren, etwa den Bau von Windparks oder Solaranlagen.
Dann gibt es Banken, die von Grund auf nachhaltig arbeiten, wie zum Beispiel die GLS Bank. Sie investiert nur in Projekte, die nachweislich einen positiven Einfluss auf Umwelt und Gesellschaft haben. Solche nachhaltigen Finanzinstrumente werden immer wichtiger, weil sie den Unternehmen einen wirtschaftlichen Anreiz geben, umweltfreundlicher zu werden. Wer nachhaltiger wirtschaftet, hat bessere Chancen auf günstige Kredite oder Investitionen – das macht Nachhaltigkeit für Unternehmen nicht nur zu einer moralischen, sondern auch zu einer finanziellen Entscheidung.
Wie Banken und Unternehmen auf Nachhaltigkeit setzen
Ein weiteres Beispiel für die Integration von Nachhaltigkeit in der Finanzwelt ist die DZ BANK. Im Jahr 2023 wuchs ihr Gesamtportfolio im Bereich Erneuerbare Energien auf rund 7,4 Milliarden Euro an, ein deutlicher Anstieg gegenüber den 6,5 Milliarden Euro Ende 2022. Laut der Datenbank Inframation war die DZ BANK im Bereich Onshore der erfolgreichste Projektfinanzierer Erneuerbarer Energien in Europa und belegte global den dritten Platz. Das zeigt: Nachhaltigkeit ist längst kein Nischen-Thema mehr, sondern ein zentraler Bestandteil der Finanzstrategie großer Unternehmen.
Auch bei Investor:innen sind nachhaltige Unternehmen immer gefragter. Ein bekanntes Beispiel ist Tesla. Das Unternehmen hat es geschafft, den Markt für Elektroautos komplett umzukrempeln. Investor:innen setzen auf Firmen wie Tesla, weil sie den Wandel zu einer klimafreundlichen Wirtschaft beschleunigen.
Doch nicht überall, wo „grün“ draufsteht, ist auch wirklich Nachhaltigkeit drin. Manche Unternehmen betreiben sogenanntes „Greenwashing“ – sie werben mit Nachhaltigkeit, ohne tatsächlich viel dafür zu tun. Deshalb arbeitet die EU an klaren Standards, um nachhaltige Investitionen besser zu kennzeichnen. Das soll verhindern, dass Investor:innen in vermeintlich grüne Fonds investieren, die in Wirklichkeit kaum etwas für den Klimaschutz tun.
Was kannst du selbst tun?
Auf den ersten Blick scheint die Finanzwelt weit weg von unserem Alltag zu sein. Doch tatsächlich kannst du selbst einiges tun, um mit deinem Geld nachhaltige Projekte zu unterstützen. Der erste Schritt ist, sich über die eigene Bank zu informieren. Viele Menschen wissen gar nicht, dass ihr Geld bei einer Bank liegt, die in Kohlekraftwerke oder Waffenherstellung investiert. Wer das nicht möchte, kann zu einer nachhaltigen Bank wechseln.
Außerdem gibt es immer mehr Möglichkeiten, auch mit kleinem Budget nachhaltig zu investieren. Es gibt spezielle Sparpläne, bei denen du schon mit wenigen Euro in nachhaltige Unternehmen investieren kannst. Und auch wenn du nicht direkt in Aktien oder Fonds investieren möchtest, kannst du durch dein Konsumverhalten Einfluss nehmen. Denn wenn immer mehr Menschen Wert auf nachhaltige Produkte legen, werden Unternehmen gezwungen, ihre Strategien anzupassen.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist das Bewusstsein für Nachhaltigkeit im eigenen Umfeld. Viele Unternehmen und Banken orientieren sich an der Nachfrage der Kund:innen. Je mehr Menschen sich für nachhaltige Finanzen interessieren, desto schneller wird sich der Markt in diese Richtung bewegen. Social Media bietet hier eine große Plattform, um sich zu informieren und den Druck auf Unternehmen zu erhöhen.
Wie sieht die Zukunft aus?
Die Finanzwelt hat einen wichtigen Einfluss auf nachhaltige Entwicklungen. Nachhaltige Investments gewinnen immer mehr an Bedeutung und können zur Gestaltung einer umweltfreundlicheren Zukunft beitragen. Banken und Unternehmen setzen sich verstärkt mit nachhaltigem wirtschaften auseinander, und auch viele Menschen achten bewusster darauf, wie ihr Geld eingesetzt wird. Um positive Veränderungen zu erreichen, sind klare Regeln, Transparenz und neue Denkansätze gefragt – sowohl in der Wirtschaft als auch bei jedem Einzelnen. 2025 markiert erst den Anfang. Wie sich die Wirtschaft weiterentwickelt, hängt auch von den Entscheidungen ab, die wir heute treffen.
Der Podcast des Handelsblatts enthält Fakten, News und Trends zum Thema Nachhaltigkeit und kann so euer Bewusstsein über nachhaltige Trends in der Wirtschaft fördern.
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